Die Zukunft des Wassers in Berlin-Brandenburg

124 Liter Wasser verbraucht jeder Deutsche durchschnittlich am Tag, 4000 Liter sind es, rechnet man das Industriewasser hinzu. Wird diese Menge auch in Zukunft zur Verfügung stehen?

Welche Auswirkungen hat der Klimawandel auf die Region Berlin-Brandenburg und ihre Wasserressourcen, wenn die Wasserverdunstung größer ist als die Niederschlagsmenge? Gibt es Konzepte für eine nachhaltige Wassernutzung? Über Wasserverteilung, Wasserspeicherung und Grundwasserregulierung informierten Experten auf dem 32. Treffpunkt WissensWerte der IHK Potsdam. Grundsätzlich gebe es in der Region Berlin-Brandenburg genug Wasser, aber es sei schlecht verteilt, berichtet Prof. Dr. Uwe Grünewald vom Lehrstuhl Hydrologie und Wasserwirtschaft an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus. Im Sommer seien künftig weniger Niederschläge zu erwarten und im Winter mehr. Als Folge müsse man heute sehr viel sparsamer mit Wasser umgehen als früher, meint Prof. Dr. Joachim Quast, Leiter des Instituts für Landschaftswasserhaushalt ZALF am Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung Müncheberg. Noch immer werde ungeheuer viel Wasser verschwendet. Weltweit verbrauche allein die Landwirtschaft über 70 Prozent des Nutzw assers. „Mit Know-how können wir das auf 20 Prozent reduzieren.“ Wasser müsse daher auch etwas kosten. Viele Landwirte seien bereit, im Extremfall für das kostbare Gut mehr zu bezahlen als sonst. Früher habe es in Mooren Wasser im Überschuss gegeben. Das Wasser, das im Winter komme, könne nicht gehalten werden. Kaum ein Gewässer in Berlin-Brandenburg fließe noch in seinem natürlichen Flussbett. Die Folge: Das Wasser fließe zu schnell aus Brandenburg raus. Die Speicherung von Wasser aus Überfluss-Zeiten wie einem Hochwasser sei schwierig, so Prof. Grünewald. „Man müsste blitzartig Wasser über 50 Kilometer in die Speichergebiete transportieren, dazu braucht man Riesenpumpen und Kanalsysteme . Das Perpetuum Mobile erfinden ist gar nichts dagegen.“ Grundsätzlich bräuchten die Flüsse in der Region Berlin-Brandenburg für Hochwasserzeiten mehr Raum, zum Beispiel flutungsfähige Gebiete. Das Problem dabei sei wieder der Mensch, der noch immer leichtsinnig Häuser in Überschwemmungsgebiete baue. Zwar sei es unter Umständen denkbar, Extrem-Hochwasser in die Tagebau-Seen zu bringen, so Prof. Grünewald. Neben dem Transport sei dort aber auch die Wasserqualität problematisch , da durch den früheren Tagebau Aluminium, Eisen und Sulfat ins Wasser gelange. „Fließt dieses Wasser weiter, haben Sie eine Spree, die rostrot aussieht und die Qualität der Fischbestände beeinflusst.“ Noch sei die Wasserreinigung in den Tagebau-Seen nicht ideal. Sulfat zum Beispiel gehe durch alle Reinigungsstufen hindurch und nage an Beton, Schleusen und Brücken. „Dieses Großexperiment fordert uns sehr viel ab, aber es gibt wirklich große Bemühungen. Das Entscheidende ist nicht die Schaffung eines Wellness-Paradieses , sondern eine vernünftige Nachsorge des Wassers.“ Weniger oder schlechteres Wasser in Brandenburg habe auch in Berlin ungewünschte Folgen, so Prof. Grünewald. Weniger Zufluss bedeute weniger Sauerstoff in den Berliner Gewässern. Die Aufheizung führe dann unter Umständen zur Ausbreitung der Blaualge mit der Folge, dass in Berlin kaum noch gebadet werden könne. „Wasser nur zu speichern reicht nicht, es muss auch ein Mindestabfluss da sein.“ Sonst drohe Berlin das Schicksal einer abflusslosen Badewanne. Ein Projekt gegen das Absinken des Grundwassers ist das Projekt Wiedervernässung der Rieselfelder um Hobrechtsfelde, so Dr. Möller. Dort werde versucht, den Wasserhaushalt mit gereinigtem Abwasser wieder aufzufüllen. Wenn Abwasser mit Milliardenaufwand gereinigt werde, müsse man das nicht wegfließen lassen. Sobald das Wasser in so einem Gebiet wieder da sein, wachse der Wald wieder und die Tierwelt breite sich aus. „Der Einsatz gereinigten Abwassers steht uns hier gut zu Gesicht“, so Dr. Möller. Quelle: Technologiestiftung Berlin

Geonet News vom 1184581492

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